Süddeutsche Zeitung – Bumm-Bumm-Stefan

Süddeutsche Zeitung 6. 2. 2022 Foto: Arlet Ulfers
Spiel, Satz und Sieg: Landrat Stefan Frey und sein Vorgänger Karl Roth haben die Padel-Plätze mit einem Match eröffnet.

Bumm-Bumm-Stefan

Von Susanne Hauck

In Starnberg eröffnen Landrat Frey und sein Amtsvorgänger die größte Padel-Anlage Deutschlands

Prost! Endlich gibt’s in der ereignisarmen Corona-Zeit mal wieder einen lokalen Superlativ, auf den sich anstoßen lässt. Denn mit fünf Mini-Tennisplätzen katapultiert sich die Kleinstadt in Sachen Sport bundesweit an die Spitze, verheißt Betreiber Richard von Rheinbaben. In Starnberg eröffnet die größte Padel-Anlage Deutschlands, so schwärmt der Tutzinger Unternehmer am Freitag bei der offiziellen Inbetriebnahme der Outdoorcourts in der Gautinger Straße. Trotz dieser frohen Kunde nippen Landrat Stefan Frey und sein Vorgänger Karl Roth (beide CSU) lieber vorsichtig am Sektglas. Schließlich müssen die beiden gleich raus zum ersten Match, hat sie Rheinbaben doch werbewirksam als Freiwillige für das ungewöhnliche Ballspiel eingespannt.
Dass Deutschland noch Entwicklungsland beim Padelsport ist, dafür sind die Unterhaltungen der Gäste der beste Barometer. Die neue Sportart, ein Mix aus Tennis und Squash, stiftet Verwirrung. Manche bekennen, im ersten Moment an irgendetwas mit Rudern und Wassersport gedacht zu haben, andere rätseln über die korrekte Aussprache: “Heißt es Päddel oder darf man auch Paddel sagen?”, will Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig (CSU) wissen. “Korrekt heißt es Pá-del”, unterrichtet sie Arnd Schade von der Platzbaufirma Trendsport Rummenigge über den vor allem in Lateinamerika und Spanien beliebten Volkssport, der mittlerweile auch in Nordeuropa zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Denn mit bislang gerade mal 150 Plätzen hat Deutschland ordentlich Nachholbedarf. Dabei ist Padel eigentlich nichts Neues, sondern wurde in den 1960er Jahren in Mexiko erfunden. Ausgerechnet ein Architekt hatte sich beim Bau seines heimischen Tennisplatzes so gründlich vermessen, dass er auf die Idee kam, die angrenzende Mauer noch ins Spiel mit einzubeziehen.
Nach dieser schönen Geschichte wird es ernst. Aber Coach Thomas Schlupf beruhigt die Probanden, die mittlerweile angetreten sind: die beiden Landräte fast im Partnerlook, im klassischen Trainingsanzug; Rheinbaben lässig in langen Unterhosen. Immer vier Leute braucht es zum Spiel. “Nach zehn Minuten kann man den Ball schon einigermaßen über das Netz schieben”, verspricht der Trainer. Die Regeln seien leichter als beim Tennis, die Wand darf mitbenutzt werden.
Noch ist nicht viel los an diesem kalten Vorfrühlingstag. Aber das werde sich spätestens im März ändern, ist sich Anlagenbetreiber Rheinbaben sicher, der voll an die schnellwachsende Sportart glaubt: “In Spanien spielen sie mehr Padel als Tennis.” Der Unternehmer räumt dem Padel-Tennis schon deshalb große Chancen ein, weil es coronagerecht im Freien und praktisch ganzjährig stattfinden kann. Er hat 2018 den maroden Starnberger Tennispark übernommen und saniert. Während sich das Hallentennis schnell erholte, herrschte draußen weiter Flaute. Rheinbaben beschloss deshalb, die brachliegenden Freiluftplätze für Padel-Tennis zu opfern, der Bau der fünf Courts mit blauem Kunstrasen und Flutlicht kostete seinen Angaben zufolge rund eine halbe Million Euro.
Landrat Frey donnert die Kugel wie “Old Schmetterhand” übers Netz und hechtet mit vollem Körpereinsatz den gelben Bällen hinterher, auch sein Kollege a. D. Karl Roth macht bella figura. Tatsächlich läuft es nach einer Viertelstunde wie versprochen schon recht geschmeidig. Nur gut, dass der Court – eine Art Käfig mit Metallgitter und Sicherheitsglas ringsherum – so hohe Absperrungen hat, um all die Querschläger der Neulinge abzufangen. Die Bälle zischen gefährlich, die Spieler springen hektisch hin und her. Auf alle Fälle scheint es ein sehr lustiger Sport zu sein. Denn am Spielfeldrand wird viel gefeixt und gekichert, wenn die Politprominenz mal danebenhaut. Dort stehen die Zweite Bürgermeisterin Angelika Kammerl, Christoph Winkelkötter, der Chef des Wirtschaftsförderverbands GWT, sowie einige lokale Jungstars der Bundesliga, die anschließend zum Match antreten. Nach einer Dreiviertelstunde dürfen die Landräte schweißüberströmt vom Platz, die Brillen sind beschlagen, aber heil. Es habe viel Spaß gemacht, versichern Frey und Roth einmütig. Beide können sich vorstellen wiederzukommen.

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