Münchner Merkur – Vorzeigeprojekt mit Superlativ – Padel-Platz in Starnberg eröffnet

Münchner Merkur 7. 2. 2022 Foto: Andrea Jaksch
Warmspielen auf dem Padel-Platz: Altlandrat Karl Roth, Inhaber Richard von Rheinbaben und Landrat Stefan Frey ließen sich bei der Eröffnung der bundesweit größten Anlage von Trainer Thomas Schlupf (v.l.) ins Spiel einweisen. Padel ist eine Mischung aus Tennis und Squash.

Vorzeigeprojekt mit Superlativ

Von Stephan Müller-Wendlandt

Padelanlage Gautinger Straße: Aus dem Lockdown an die deutsche Spitze

Starnberg – Starnberg ist eine an Superlativen reiche Kreisstadt. Ihre Bewohner haben die höchste Kaufkraft in Deutschland, bei den Miet- und Immobilienpreisen liegt die Stadt auch in der Spitzengruppe. Nun ist Starnberg um eine weitere Top-Position reicher: An der Gautinger Straße, auf dem Gelände der Tennisanlage, ist die bislang größte Padel-Anlage in der Bundesrepublik entstanden. Padel, diesen Mix aus klassischem Tennis und Squash, kennen viele Menschen noch gar nicht. Dabei handelt es sich um die derzeit am schnellsten wachsende Sportart weltweit.
Dr. Ute Eiling-Hütig, Landtagsabgeordnete der CSU, hat sich vor ihrem Besuch der Einweihungsfeier der Anlage am Wochenende zunächst im Internet schlau gemacht. Alle Fragen fand sie dort aber auch nicht beantwortet. Da konnte ihr Arnd Schade auf die Sprünge helfen. Schade ist einer der Geschäftsführer der Trendsport Rummenigge GmbH, die sich unter anderem auf den Bau von Padel-Anlagen spezialisiert und auch in Starnberg ihr Know-how eingebracht hat. Firmengründer ist der ehemalige Fußball-Profi und Nationalspieler Michael Rummenigge, Bruder des Karl-Heinz Rummenigge. Wegen einer Knieoperation vor wenigen Tagen ist Rummenigge in seiner Beweglichkeit noch eingeschränkt und hat sich in Starnberg deshalb von seinem Partner vertreten lassen. Laut dem Padel-Fachmann ist Deutschland für diese Sportart noch eine Diaspora. Spanien ist der Wegbereiter für den Siegeszug in Europa. Dort ist Padel seit einigen Jahrzehnten Volkssport Nummer 2 hinter Fußball. 5,9 Millionen Iberer schwingen aktuell die etwas klobig wirkenden Schläger, die eine Zwischengröße bilden vom Tischtennis-Schläger zum Tennis-Racket. Auch in anderen europäischen Staaten hat Padel Fuß gefasst, vor allem in Schweden. „In fünf Jahren sind dort an die 3500 Plätze entstanden“, erklärte Schade den Gästen der Einweihungsfeier. Das skandinavische Königreich verfügt gerade einmal über ein Zehntel der Bevölkerungszahl in Deutschland. Aber hierzulande gibt es bisher nicht einmal 150 Padel- Plätze, wie Schade mitteilte: „Da ist hierzulande noch viel brachliegendes Potenzial vorhanden.“
Die Betreiber der Starnberger Tennisanlage, Richard und Rolf von Rheinbaben, haben die Zeichen der Zeit erkannt. Während des ersten Corona-Lockdowns haben sie die ersten beiden Padel-Plätze anlegen lassen – auf der Fläche von Tennis-Courts, die in den Sommermonaten nicht mehr ausgebucht waren. Durch den Zuspruch ermutigt, erweiterten die Tutzinger Unternehmer im vergangenen Jahr das Padel-Angebot um drei weitere Spielfelder. Richard von Rheinbaben erinnerte an die Anfänge seines Engagements an der Gautinger Straße vor vier Jahren. Der frühere Tennispark sei in einem desolaten Zustand gewesen. Hagelschäden, ein undichtes Dach, zerbrochene Fensterscheiben, eine lückenhafte Hallenbeleuchtung, unzumutbare sanitäre Anlagen. Die Brüder haben einen siebenstelligen Betrag in die Sanierung und Aufwertung der Anlage gesteckt. Eine Investition, die sich bezahlt gemacht hat. „Mehr als 1000 Tennisspieler kommen regelmäßig zu uns“, sagte der Tutzinger. Und die Padel-Plätze würden von Spielern weit über die Starnberger Stadtgrenzen hinaus genutzt. Schläger und Bälle kann man dort ausleihen. Landrat Stefan Frey gratulierte Richard von Rheinbaben zu dem „Vorzeigeprojekt, das ein Gewinn für die Unternehmenslandschaft im Landkreis ist“. Mit seinem Amtsvorgänger Karl Roth bestritt Frey eine Trainingseinheit mit von Rheinbaben sowie dem Chef-Coach Thomas Schlupf.

Hintergrund

Der Ursprung des Padel-Tennis

Kommissar Zufall ist Ermittlern oft ein wertvoller Helfer bei der Verbrechensbekämpfung. Aber nicht nur dort. Die Wiederentdeckung des Andechser Heiltumsschatzes hat die Menschheit der Legende nach einem Mäuschen zu verdanken. Und die Initialzündung zur Erfindung des Padel-Tennis lieferte der Rechenfehler eines mexikanischen Baumeisters. In den 1960er-Jahren wollte der Architekt auf seinem Grundstück einen Tennisplatz anliegen. Bei der Berechnung des Flächenbedarfs ging einiges schief. Bei der Bauausführung war dann die Betonwand zum Nachbarn im Weg. Für einen klassischen Tennis-Court reichte der Platz nicht.
Der Bauherr warf aber die Flinte nicht ins Korn. Er ersann ein Ballspiel, in das auch Banden mit einbezogen werden – die Betonwand brachte ihn auf diese Idee. Das Padel-Tennis war geboren. Mitte der 1970er-Jahre brachte ein Freund des Mexikaners, Prinz Alfonso zu Hohenlohe, Padel mit nach Spanien. Von dort aus begann es seinen Siegeszug in Europa. Das Padel-Feld ist mit zehn auf 20 Meter etwas kleiner als ein Tennisplatz, die Wände werden ins Spiel einbezogen.

zum Artikel