Das Angebot wird die Nachfrage beflügeln

Tennismagazin, Dezember 2022, https://www.tennismagazin.de/

Herr von Rheinbaben, Padel steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Kann Padel gegen Tennis überhaupt antreten?

Als Betreiber von sechs Tennishallenplätzen und vier Sandplätzen im Freien haben wir früher Padel als Ersatz oder gar als vereinfachtes Tennisspiel gesehen. Inzwischen hat sich das, aufgrund der Erfahrungen der letzten drei Jahre, völlig geändert. Padel ist ein großartiger Sport, der sich eigenständig entwickelt und kurz vor rasantem Wachstum steht, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Welche Rahmenbedingungen meinen Sie?

Das Angebot wird die Nachfrage beflügeln. Sobald mehr neue Padelplätze entstehen, wird das Interesse größer sein und die Mund-zu-Mund-Propaganda zunehmen. Neue Zielgruppen werden erreicht und die schwache Sommerauslastung der Tennisplätze ausgeglichen.

Sind die meisten Padelspieler auch Tennisspieler?

Das kann man so pauschal nicht sagen, da Padel ein so leicht zu erlernender Sport ist, dass selbst Laien, die noch nie einen Ballsport betrieben haben, innerhalb von 45 Minuten längere Ballwechsel hinbekommen. Natürlich fällt es erfahrenen Tennisspielern um ein Vielfaches leichter, Padel zu spielen. Von den rund 1.000 regelmäßigen Tennisspielern unserer Anlage spielen circa 100 auch Padel.

Haben Sie keine Angst, dass Ihnen die Tennisspieler abwandern und Sie Außenplätze und Halle schließen müssen?

Keineswegs! Unsere Tennisanlage – insbesondere die Halle in der Wintersaison – ist derart ausgebucht, dass wir dringend weitere Angebote machen mussten. Padel ist ein Sport, der draußen praktisch zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jeder Temperatur – außer bei Regen und Schnee – gespielt werden kann.

In Deutschland gibt es bei rund 80 Millionen Einwohnern weniger als 200 Padelplätze. In Schweden mit knapp mehr als zehn Millionen Einwohnern mehr als 4.000. Glauben Sie, dass die Padelentwicklung in Deutschland auch so rasant verlaufen wird?

Das hängt davon ab, ob und wie schnell Padelplätze gebaut werden. Das ist der Engpass. Ansonsten sehe ich keine Hindernisse, um bereits in zwei Jahren mehr als 1.000 Plätze und entsprechende Spielerzahlen in Deutschland zu haben.

„Die Infrastruktur von Tennisplätzen eignet sich gut.“

Ist der Bau von Padelplätzen also das Geschäft der nächsten Jahre?

Ja, das sehen wir so! Wer bereit ist, in guten Lagen zu investieren, wird einen schnellen Payback in drei bis fünf Jahren und damit eine überdurchschnittliche Rendite erzielen.

Was ist eine gute Lage für Padelplätze?

Zunächst und an erster Stelle bereits bestehende Tennisanalgen, also Tennisvereine, private und öffentliche Anlagen. Ein großer Teil der Zielgruppe ist bereits vorhanden und die Infrastruktur eines Tennisplatzes eignet sich hervorragend für die Umwandlung in Padelplätze. Die Fläche ist bereits da. Man kann auf einem Tennisplatz ohne große Erweiterungen drei Padelplätze unterbringen, den Unterboden und die Drainage ebenfalls. Ideal ist auch eine innerstädtische Lage wie zum Beispiel unsere Tennis & Padel-Anlage in Starnberg, die vor mehr als 40 Jahren auf der „grünen Wiese“ entstanden ist und die über einen zehnjährigen Pachtvertrag abgesichert ist. Aber bei den heutigen Grundstückspreisen werden sich solche Chancen nur selten ergeben.

Sie sagen, dass ein Padelplatz schnell und profitabel betrieben werden kann. Ist nicht allein der Investitionsaufwand extrem hoch?

Das stimmt. Je nach bestehendem Untergrund und Qualitätsanspruch muss man mit 50.000 bis 70.000 Euro pro Platz rechnen. Bei einer Auslastung von ungefähr fünf Stunden pro Tag kann man bei derzeitigen Platzmieten mit einer Amortisation von drei bis fünf Jahren rechnen.

Was würden Sie Tennisvereinen empfehlen, deren Außenplätze nicht ausgelastet sind?

Sie nennen das richtige Stichwort: die unbefriedigende Auslastung von Außenplätzen bei vielen Vereinen. Der Aufwand, einen Sandplatz auf Top-Niveau zu halten, ist groß und wenn er noch nicht einmal am Wochenende ausgelastet ist, ist das großer Ballast für einen Verein. Am besten sucht man sich einen erfahrenen Padel-Platzbauer, der meist auch eine (Mit)-Finanzierung einbringen kann. Idealerweise vereinbart der Tennisverein dann einen befristeten Pachtvertrag auf zehn Jahre, generiert dadurch einen stabilen Cashflow und sichert sich eine Mitnutzung der Padelplätze für die Vereinsmitglieder.

Ist der Betrieb einer Padelanlage nicht sehr personalaufwendig?

Nein, nicht wenn die Systeme optimiert werden. Elektronische Buchungssysteme inklusive Online-Bezahlung gibt es inzwischen von der Stange. Potenzielle Spieler kann man etwa über WhatsApp-Gruppen virtuell miteinander vernetzen. Bei uns werden weniger als fünf Prozent der Buchungen und Zahlungen manuell getätigt. Die Rechnungsstellung für Abonnements geschieht automatisch. Elektronische Zugangskontrollen und Lichtschaltzeiten können leicht installiert werden.

Halten Sie es für richtig, dass der DTB sich dem Padelsport annimmt?

Auf jeden Fall. Der DTB hat die Strukturen, die Erfahrung und als größter Tennisverband der Welt auch die Fähigkeit, viele seiner 1,4 Millionen Mitglieder für Padel anzusprechen. Bessere Startbedingungen kann man gar nicht haben, wenn nicht die Bürokratie einer solch gewachsenen Organisation die Geschwindigkeit der Entscheidungen hemmt.