
Münchner Merkur vom 17. Januar 2025, Artikel: Stephan Müller-Wendlandt
Pro Jahr fallen allein beim Tennis & Padel Center in Starnberg rund 20 000 gebrauchte Bälle an, die vielfach im Müll landen. Betreiber Richard von Rheinbaben will diesen Schatz an Wertstoffen in Zusammenarbeit mit einer niederländischen Firma heben. Alle Vereine können sich beteiligen.
Starnberg – Eines der Kardinalprobleme für Natur und Klima ist die Vermüllung der Erde. In zahlreichen, womöglich den meisten Ländern mangelt es an einer organisierten Abfallentsorgung – geschweige denn einer konsequenten Aufarbeitung und Wiederverwertung von Wertstoffen. Richard von Rheinbaben hat die schwarzen Schafe kennengelernt, er ist viel in Latein- und Südamerika unterwegs und weiß auch um die Zustände im asiatischen Raum. Aber bevor er mit dem Finger auf andere zeigt, will er vor der eigenen Haustür kehren. Der Betreiber des Tennis- und Padel-Centers in Starnberg hat gezählt und gewogen: Auf seiner Anlage an der Gautinger Straße fällt ein riesiger Berg an gebrauchten Bällen an. Pro Jahr sei das eine Tonne, das entspreche etwa 20 000 Bällen. Wie viele Bälle seine Kunden außerhalb der Anlage entsorgen, wie auch immer, entzieht sich seiner Kenntnis. Bundesweit schätzt Rheinbaben den Abfallberg von aussortierten Tennis- und Padel-Bällen auf bis zu 2000 Tonnen im Jahr. „Mit diesem Problem hat sich bislang noch kaum jemand befasst“, meint er. Der Deutsche Tennis Bund hat aber bereits reagiert, indem er einen Stab für Tennisball-Recycling gegründet hat. Rheinbaben hat mit seinem Anliegen beim Bayerischen Tennisverband (BTV) offene Türen eingerannt. Er hofft so, alle im Freistaat ansässigen Vereine mit ins Boot zu holen.
Die Tennis-und Padel-Anlage in Starnberg bietet im Januar allen Vereinen und kommerziellen Betreibern an, kostenlos gebrauchte Bälle abzuholen und sie zum Recycling an eine niederländische Firma weiterzuleiten. Allerdings sollen es pro Haltestelle mindestens 1000 gebrauchte Bälle oder etwa 55 Kilogramm sein. Interessenten wenden sich an Tennis & Padel Center Starnberg, Gautinger Straße 39, 82319 Starnberg, (0 81 51)4 44 98 55.
Über die BTV-Homepage sind die Tennisfreunde Fürstenfeldbruck auf die Recyclingaktion aufmerksam geworden und haben sich mit Rheinbaben in Verbindung gesetzt. „Diese Aktion finden wir super und würden uns gerne beteiligen“, schreibt Luis Merkl, Vorstandsmitglied der Tennisfreunde. Sein Verein sei bereit, alle Tennisvereine und Abteilungen im Brucker Landkreis anzuschreiben und ausgemusterte Bälle bei sich zur Abholung zu sammeln. Demnächst wollen Rheinbaben und Merkl persönlichen Kontakt aufnehmen.
Dass das Tennis- und Padel-Ball-Recycling funktioniert, hat das niederländische Unternehmen bewiesen. „Renewaball“ (frei übersetzt: Erneuere einen Ball) heißt die Firma, die den Anteil an gebrauchten Tennisbällen auf 350 Millionen Stück im Jahr schätzt – weltweit. Der größte Teil davon, geschätzt etwa 97 Prozent, lande auf dem Müll. 18 Millionen Kilogramm Material verbrauche das Unternehmen jährlich für die Produktion recycelter Bälle.
Nach dem Schreddern der gesammelten Altbälle würden das Gummigranulat und der Filz weiterverarbeitet. Die neuen Bälle bestehen jedoch nur zu einem gewissen Anteil aus dem recycelten Gummi, ein gewisser Teil frischen Kautschuks müsse hinzugefügt werden. Doch soll der Anteil wiederverwertbarem Gummi mit weiterentwickelter Technik in Zukunft steigern, verspricht das Unternehmen.
Richard von Rheinbaben hat ein Kontingent dieser recycelten Bälle erworben und bietet sie in seiner Anlage den Tennis- und Padelspielern an. Die Kommentare seien noch durchwachsen, räumt der Betreiber ein. Während einige Tennisspieler – er selbst zählt sich auch dazu – noch etwas skeptisch seien, äußerten sich die Anhänger des Padel-Sports begeistert. „Unser Chefcoach ist begeistert und zieht die runderneuerten Bälle den ganz neuen vor.“